Neue Generaloberin Sr. Solange Vidal lebt sich im Augsburger Mutterhaus ein

Im Licht der Sternschwestern

AUGSBURG – Im grauen Habit und mit Schleier – so sind die Sternschwestern in Limoeiro (Brasilien) zu sehen. Sr. Solange Vidal de Lima war als Mädchen fasziniert, wenn die Franziskanerinnen auf den Straßen erschienen. „Es war ein Bild, das mich beeindruckt hat“, schildert sie. „Die ganze Stadt kennt die Schwestern.“ Die Ordensfrauen betreiben in Limoeiro eine Schule und unterstützen arme Kinder und Familien. 

Seit 20. Juli 2023 ist Sr. Solange Generaloberin der Franziskanerinnen von Maria Stern mit Mutterhaus in Augsburg und Niederlassungen in Brasilien und Mosambik. Bevor sie jedoch nach Deutschland ziehen konnte, musste sie ihre Amtsnachfolge in Brasilien regeln, denn dort war sie seit 2021 Provinzoberin. 

Seit kurzem lebt Sr. Solange nun im Augsburger Mutterhaus, arbeitet sich in ihr neues Amt ein und eignet sich Deutschkenntnisse an. Unterstützt wird sie dabei von ihrer Vorgängerin, Generalrätin Sr. Sofia Salanga, die 30 Jahre in Brasilien gewirkt hat und Portugiesisch beherrscht, sowie von Generalvikarin Sr. Fatima Döring.

Ringlein aus Palmnuss

An ihrer feingliedrigen, rechten Hand trägt die schlanke, zierliche Sr. Solange einen goldenen Ring mit Jesu Namenskürzel „IHS“. Er weist sie als Generaloberin aus. Die Ordensfrauen besitzen als Zeichen der Zusammengehörigkeit zudem ein goldenes Ringlein mit einem Stern. Und manche tragen einen schwarzen Fingerring, der aus einer Palmnuss gefertigt ist, wie Sr. Fatima: „Damit zeigen wir unsere Verbundenheit zu den Armen“, erklärt sie.

Geboren wurde Sr. Solange 1970 in Limoeiro rund 80 Kilometer westlich von Recife. Sie wuchs im Kreis von sieben Geschwistern – sechs Schwestern und einem Bruder – auf. Alle wurden erwachsen, was nicht selbstverständlich war, denn die Kindersterblichkeit war hoch. Der Vater restaurierte Möbel, die Mutter versorgte die Kinder. Die Familie war sehr gläubig. Besonders die Großmutter prägte Sr. Solange: „Meine Oma war meine erste Katechetin.“ 

Der Eindruck, den die Sternschwestern auf sie machten, und ein Bericht in einer Zeitschrift über Ordensfrauen in Afrika bewogen sie im Alter von 18 Jahren dazu, Kontakt zu den Schwestern aufzunehmen. Es folgten neun Jahre „Probezeit“: ein Jahr Aspirantat, ein Jahr Postulat, zwei Jahre Noviziat, die Erste Profess für zwei Jahre, dann ein Versprechen für drei Jahre und schließlich die Ewige Profess.

Kleine Gemeinschaften

„Es war ein Hineinwachsen ins geistliche Leben“, schildert Sr. Solange. In diesen Jahren wirkte die angehende Ordensfrau in Itana-
gra sowie in einem Armenviertel von Recife in sogenannten Kleinen Gemeinschaften mit zwei bis drei Schwestern. Zudem studierte sie Sozialarbeit an der Universität in Recife. Das Kloster Casa Maristella in Recife ist Sitz der Provinzleitung des Ordens in Brasilien. Die Schwestern arbeiten in Schulen, Kindergärten und Sozialwerken.

Gleich nach der Ewigen Profess erfüllte sich Sr. Solanges Wunsch, nach Afrika zu gehen: Sie kam 2003 nach Mosambik, wo sich die Sternschwestern erst fünf Jahre zuvor niedergelassen hatten. Da Mosambik wie Brasilien eine Kolonie Portugals war, wird auch dort portugiesisch gesprochen. Sr. Solange unterrichtete an einer Landwirtschaftsschule der Diözese Xai-Xai und war anschließend Sekretärin von Bischof Lúcio Andrice Muandula. Nach fast zehn Jahren Engagement in Mosambik kehrte sie 2012 nach Brasilien zurück.

Acht Sternschwestern wirken derzeit in Mosambik. Mitte Mai reist Sr. Solange zur Ersten Profess einer Novizin nach Afrika. Rund 70 Sternschwestern leben in Brasilien, und zirka 80 Frauen gehören der Deutschen Provinz mit Konventen in Augsburg und Nördlingen an. 

Was hält die Franziskanerinnen von Maria Stern über die Kontinente und verschiedenen Kulturkreise hinweg zusammen? „Es ist die gemeinsame Spiritualität, die uns verbindet“, erklärt Sr. Solange. „Wir sind Frauen wie alle anderen auch. Wir haben uns für Jesus Christus begeistert und wenden uns zu ihm hin. Als Sternfrauen haben wir die Verpflichtung, Licht zu sein und das Licht den anderen zu bringen.“

Barbara Lang 

04.05.2024 - Bistum Augsburg